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Welchen Tee trinkt ihr heute?


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Shibi light roast Winter 2022

passend zum sommerlichen Wetter hatte ich heute mittag Lust auf einen leichteren Tee.

Der Tee stammt von einem mir bekannten Teebauern. Eigentlich hatte ich nur seinen mittelstark gerösteten Tee gekauft, ein paar Proben haben aber auch den Weg ins Paket gefunden. Damit schließt sich die letzte Lücke, den Tee kenne ich bisher komplett grün, mittel und stark geröstet.

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Es zeigt sich an diesem Tee beispielhaft, wie wichtig es bei wenig verarbeiteten grüneren Oolongs ist, die verbleibenden Schritte besonders gewissenhaft durchzuführen. Der Tee profitiert ungemein von der langen Welkung, trotz nur geringer Oxidation hat er nicht die penetranten pflanzlichen oder schlimmstenfalls grasigen Noten, die so viele Gaoshan Tees ungenießbar machen.

Der Tee duftet nach reifen Bananen und nach einer Mischung von exotischen Blumen, als würde der Wind den Duft der verschiedenen Blumen aus einem Tropengarten durch das offene Fenster herein wehen.

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Der Geschmack ist eher fruchtig als floral, von Litschi über gelbe Kiwi bis Melone. Balanciert wird der süße Charakter des Tees durch eine gewisse Herbe und Kraft, wie sie nur in guten Hochlandtees zu finden ist. Trotz des eher leichten Körpers hat der Tee eine schöne Textur und einen ausreichend langen, fruchtig frischen Nachgeschmack.

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@Manfredjapanische Grüntees haben ein höchst spezifisches Geschmacksprofil, diese Eigenheiten sind bei anderen Tees nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Das gilt in besonderem Maße für die grasigen Noten.

Abgesehen von Geschmacksfragen, Fehltöne können für manche Leute positiv sein, gibt es objektive Faktoren gegen Gras in Oolong:

Bei Oolong deutet Gras, insbesondere nasses Gras, auf eine zu geringe Oxidation und zu hohe Feuchtigkeit im fertigen Teeblatt hin. Beides Anzeichen dafür, dass der Teebauer die Produktion versucht hat abzukürzen und die zeitintensiven Produktionsschritte Welken und Oxidieren vorzeitig abgebrochen hat. Dies sollte ein großes Warnzeichen bezüglich der Qualität sein.

Eine zu hohe Feuchtigkeit beeinträchtigt die Lagerfähigkeit, da das Geschmacksprofil des Tees nicht stabilisiert ist.

Durch die Feuchtigkeit bietet der Tee einen Nährboden für Pilze, Hefe und Bakterien und unterliegt weiterhin der enzymatischen Veränderung. Das kann im besten Fall negative geschmackliche Auswirkungen haben, im schlechtesten Falll sind diese Tees gesundheitsgefährdend. 

Auf jeden Fall sollte man um diese Tees einen großen Bogen machen.

Bearbeitet von JanS
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Nachtrag zu gestern: 2020 Chenyuan Hao Man Xiu via Puerh.UK

Nach der sehr schönen 2022er Version war ich bei beiden bisherigen Sessions überrascht, wie stark sich die 2020er Version von dieser unterscheidet: ausschlaggebend hierfür ist eine seltsam aggressive, für mich irgendwie chemisch wirkende Note auf der Geschmacksebene. Dass sich im Zuge der Fermentation bei (semi)aged Sheng eine gewisse, teilweise fast alkoholisch wirkende Schärfe entwickeln kann ist nichts neues, passt aber bei den sehr schönen Beispielen von prSK jeweils gut zum Tee. Hier wirkt sie anders und irgendwie störend - das kann natürlich damit zusammenhängen, dass der Manxiu für einen Yiwu ungewöhnlich viel Bitterkeit mitbringt und evtl. nur eine vorübergehende Phase sein, ist aber doch etwas schade. Ich sag zwar immer, dass es mir im Grunde egal ist, wie ein Tee schmeckt, aber dann müssen auch die anderen Metriken außergewöhnlich gut sein, um das auszugleichen - und auch wenn hier Tiefe und Textur nach wie vor ordentlich sind, schneidet er insgesamt doch etwas schlechter ab, als der 2022er, was zu einem deutlichen Abzug in der Gesamtwertung führt (ggf. auch etwas beeinflusst davon, dass der 2022er so viel schöner ist).

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Und zu heute: 2020 Xi Zi Hao Yin Taiji via The Jade Leaf

Heute ist dank Emilio seit längerem mal wieder ein XZH im Kännchen - zudem mit 1,55€/g auch kein günstiger, denn bei dem Yin Taiji handelt es sich um Material aus Laobanzhang, auch wenn es dem Preis nach von eher jüngeren Bäumen stammen muss (denn der Preis für Gushu LBZ dürfte aktuell eher bei 5-6€/g+ liegen). Das Material ist jedenfalls recht kleinteilig - was nicht (nur) an der regionsbedingten Blattgröße an sich liegt (Yiwu ist ja z.B. besonders groß wohingegen Yibang meist sehr klein ist) sondern vor allem auch an einem gewissen Anteil an Bruch, was auf eine ziemlich feste Pressung zurückzuführen ist. Hier sei am Rande erwähnt, dass auf dem Wrapper 囍字號女兒茶 (Xi Zi Hao nu'er cha), übersetzt "Xi Zi Hao Daughter Tea" steht: in China gibt es eine Tradition, dass man zur Geburt des Nachwuchses einen besonders gesuchten Tee wie einen LBZ (idealerweise ein Tong) zur Seite legt und diesen dann zum 18. Geburtstag überreicht - der dann zu diesem Zeitpunkt eine ordentliche Wertsteigerung erfahren haben dürfte, daher macht für diesen Tee mit dem ausschließlichen Ziel der langfristigen Lagerung natürlich auch nur eine feste Pressung Sinn. Jedenfalls schlägt sich zum aktuellen frühen Zeitpunkt der Bruch natürlich in einer erhöhten Adstringenz nieder - noch gut tolerierbar, treibt aber die Skala für "Aggressivität" zusammen mit einem ordentlichen Maß an Bitterkeit in die Höhe, wobei dazu vor allem beiträgt, dass es sich um jüngere Bäume handelt: gerade bei kräftigen Tees aus der Bulang-Gegend kann es da schon mal im Magen rumpeln. Davon abgesehen hätte ich den Tee vermutlich nicht als LBZ erkannt, denn die von Emilio beschriebene Hopfen-Note ist durchaus vorhanden, was ich bisher noch nie bei einem LBZ hatte (oder mir noch nie aufgefallen ist) - zusammen mit der bereits erwähnten Bitterkeit prägt diese die Geschmacksebene. Das Qi ist vor allem anregend: nach dem ersten Aufguss heute morgen um 7 war ich hellwach. Die Textur ist nach den ersten beiden etwas ruppigeren Aufgüssen auch schön weich (vor allem in der innen nur teil-glasierten Karatsu-yaki Guinomi von Dohei Fujinoki (藤ノ木土平)) und sonst kann der Tee auch bei den meisten anderen Metriken punkten - lediglich Tiefe hat er (auch hier wieder auf Grund von offensichtlich jungem Ausgangsmaterial) nicht sonderlich viel. Insgesamt ein Tee mit interessantem Charakter für Freunde von wenig zimperlichen Tees.

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Bearbeitet von doumer
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Am 28.5.2023 um 11:18 schrieb JanS:

Eine zu hohe Feuchtigkeit beeinträchtigt die Lagerfähigkeit, da das Geschmacksprofil des Tees nicht stabilisiert ist.

Oh ja. Ich habe mir mal den Zealong Oolong von TeeGeschwendner gekauft. Keine Frage ein sehr leckerer Tee. Dieser ist aber auch noch so grün, dass er seinen Geschmack sehr schnell verändert beim Lagern. Und wie ich fand nicht zum Guten.

Ich habe dann mal versucht ihn etwas zu rösten und die Kugeln haben sich durch den Verlust der Feuchtigkeit sehr stark verformt.

Man sollte ihn dann also wie einen Grüntee behandeln und eher schneller aufbrauchen.

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Anfang März war Free Willy von Farmer Leaf auf "Europa-Tournee". Als echter Fan habe ich dem Treffen in Köln natürlich beigewohnt und erfreut festgestellt, dass der Kerl wirklich genauso authentisch und sympathisch ist, wie sein Auftreten im Internet es vermuten lässt. Außerdem hat er natürlich alle Anwesenden souverän mit seinen mitgebrachten Tees abgefüllt, sodass ich mir, als ich dann später am Abend selig nach Hause torkelte, sagte, dass es vielleicht doch nochmal an der Zeit sei, die derzeitige Zollsituation mit einem klitzelkeinen Päckchen aus China auf die Probe zu stellen. Immerhin benötigte ich ja einen Nachschub an preiswertem Tee für das beiläufige Aufgießen auf Reisen und im Elternhaus. Den selbst auferlegten Kaufstopp derartig clever ausgehebelt, landeten also 200gr der '21er Herbsternte vom Yingpan Shan Hongcha und - selbstverständlich nur um Versandkosten zu sparen - zwei Sheng-Samples im Warenkorb.
Das Päckchen lag nach vier Wochen ohne zusätzliche Kosten oder Erfordernisse in meinem Briefkasten. Es gibt also mal wieder etwas zu berichten. :trink_tee:

...vom oben genannten Schwarztee naturgemäß nicht allzu viel, außer dass er wirklich hervorragend für den aufgerufenen Preis von 7$/100g ist. Duftige Aromatik mit Noten von Süßkartoffel, Kirschen und einer unterschwelligen Floralität, ein samtig-süßes Mundgefühl mit einem mehr als ordentlichen Körper und einem trockenen Abgang, der Lust auf den nächsten Schluck macht. Was will man eigentlich mehr?

...manchmal einen Naka. Weil die einfach immer wieder so verdammt gut sind. Der Autumn 2021 Naka Big Trees duftet mild, pflanzlich, blumig, wie ein frischer Sommerwald aus dem Doypack. Im vorgewärmten Kännchen kommen leicht rauchige Noten und Zedernholz hinzu. Das nasse Blatt liefert hochtönige Noten von Sägespänen, ätherisch-aromatischem Zedernholz und wärmere waldige Noten.
Der Geruch des Aufgusses vermittelt eine gewisse schwere Süße, die die frisch-ätherischen Aspekte herrlich ergänzt. Am Gaumen ist der Tee waldig-frisch mit knackiger Bitterkeit und vollem Körper bei trotzdem leichtem Charakter. Im Abgang schleicht sich das Sheng Jin zunächst zögerlich an, ist dann aber sehr intensiv. Das Huigan verbreitet eine angenehme Wärme.
Super Tee! Die Aromen sind einfach aber intensiv, und am Gaumen ist die Balance aus Leichtigkeit und Komplexität eine wahre Freude. Die Wirkung auf Körper und Geist ist gleichzeitig beruhigend und klärend.

Weniger überzeugt hat mich der Autumn 2021 Jingmai Shengtai. Im trockenen Zustand ist der Geruch zurückhaltend und mild mit blumigen Noten und Hopfen. Angewärmt wird es ein bisschen deftiger mit Lederpolitur, Heu und ein wenig Frucht in Richtung Aprikose. Im nassen Blatt taucht ganz kurz eine synthetische, Plastik-artige Note auf, die aber eher interessant als unangenehm ist, jedoch sowieso schnell verfliegt. Dann wird's wieder blumig mit Heu und ein bisschen Aprikose, dabei weiterhin eher zurückhaltend.
Der Aufguss riecht süßlich und sehr dezent mit einem Hauch von Blumigkeit. Am Gaumen gibt's zwar eine weiche Textur aber einen eher dünnen Körper. Ein subtiles Aroma von Hopfen und Blumen lässt sich identifizieren. Der Tee hat keinerlei nennenswerten Punch (lediglich etwas Bitterkeit) und wirkt ziemlich wässrig, was sich auch im Abgang fortsetzt, dort jedoch mit etwas mehr Präsenz am Zahnfleisch und einem merklich herb-bitteren Ausklang.
Bis auf die flüchtigen Aprikosen- und Hopfen-Noten ein ziemlich nichtssagender Tee. Vielleicht der schwächste, den ich bisher von Farmer Leaf probiert habe. Möglicherweise ist er gerade in keiner guten Phase, er scheint mir ziemlich trocken zu sein (siehe Geruchlosigkeit im trockenen Blatt), was ihm möglicherweise die einzige potenzielle Stärke - sein Aroma - wegnimmt.

Außerdem war als Dreingabe noch folgendes in dem Päckchen:

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Das ist ein ~8,3g Täfelchen vom Spring 2022 Miyun. Dankbarerweise sehr leicht gepresst und damit problemlos teilbar. Nur ist die Menge nicht so praktisch. 8,3g sind deutlich zu viel für meine Kännchen. Also halbiert und somit leicht unterdosiert. Trotzdem eine gute Session, denn der Tee hat ziemlich viel Power für einen Basis-Blend (der Miyun ist die jährlich erscheinende Eigenproduktion mit Shengtai Material aus verschiedenen Gärten in Jingmai).
Das trockene Blatt duftet FL-typisch blumig-grasig-süß mit einem Anklang von nassen Kieseln. Dem warmen Kännchen entströmt ein süßer Geruch mit einem Hauch von gerösteten Maronen à la Longjing. Das nasse Blatt kommt etwas deftiger und mit mehr Mineralität, sowie einer deutlichen Popcorn-Note.
Der Aufguss riecht süßlich-mild mit einem herben Unterton und mehr von dieser sehr angenehmen Popcorn-Note. Am Gaumen verleiht eine latente Bitterkeit dem Tee das notwendig Herbe, um das hohe Grundmaß an Süße auszubalancieren. Das funktioniert ziemlich gut. Schon in dieser geringen Dosierung hat der Tee ordentlich Punch und einen recht guten Körper. Im Abgang wird das Zahnfleisch merklich stimuliert. Das mentholige, fast schon scharfe Huigan verstärkt diesen Eindruck nochmal.

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Heute ist mal wieder ein spannendes Sample im Kännchen: der 2020er Fu Shun Gao Legacy aka "The Beast" ist ein Tee, bei dem es sich laut Beschreibung um einen Jubiläums-Tee zum 60sten Geburtstag des Produzenten handelt. Namen werden nicht genannt, aber dieser ist wohl schon seit 30 Jahren im Thema Pu'erh unterwegs und produziert seit 10 Jahren selbst Tee ... und scheint sehr wohlhabend zu sein (außerdem ist es auch der Produzent des 2014er Green Mark Meng Sa). Spannend ist zudem, dass das Maocha von 2015 stammt und erst 2020 gepresst wurde - also ist wie bei dem großartigen 2016er Gold Mark Guafengzhai etwas anderes zu erwarten, als das Datum der Pressung suggeriert - was man auch direkt am trockenen Blatt sehen kann, da dieses schon deutliche Reifungs-Spuren aufweist (insbesondere die Knospen sind schon ziemlich golden). Zu der regionalen Herkunft des Materials gibt es keine Angaben, lediglich dass es sich um Material von alten, wild-wachsenden Bäumen handeln soll - beides wie wir wissen sehr unterschiedlich auslegbare Begriffe 😉

Dass es sich um einen "nachträglich gepressten" Tee handelt wird auch im Aroma und auf der Geschmacksebene deutlich: der Tee wartet zu Beginn mit einer sehr schönen saftigen Pilz-Note auf - nicht so tief/dunkel wie bei dem 2016er GFZ aber doch "pilziger" als beim 2017er Gold Mark Laobanzhang. Geschmacklich wird das pilzige von einer kräftigen Bitterkeit ergänzt, die einige Aufgüsse recht dominant ist und dem Tee eine gewisse Frische verleiht (obwohl er eindeutig nichts grünes mehr hat), und später dann in eine intensive Süße übergeht - zu diesem Zeitpunkt ist dann auch die Pilz-Note fast vollständig verschwunden, weshalb der Tee plötzlich wie ausgewechselt wirkt - ein Phänomen was auch bei dem 2016er GFZ zu beobachten ist. Und im Detailbild des Aufgusses bereits gut zu sehen ist, dass der Tee auch eine volle, dichte Textur hat, die dennoch angenehm weich ist. In den Metriken bisher gibt der Tee ein sehr gutes Bild ab: überall gute Noten und gut ausbalanciert - eine konkrete Region kann ich nicht erkennen, was auf Grund der nachträglichen Pressung aber auch erschwert wird, daher vermute ich einen regionsübergreifenden Blend und in dem Fall muss ich sagen, dass der Produzent sein Handwerk wirklich versteht, denn im Gegensatz zu vielen anderen Blends geht hier keine Komplexität verloren und der Tee fühlt sich im Charakter nicht "schlammig" an. Nicht ganz glücklich bin ich mit dem Qi des Tees: er hat unbestreitbar Power und er macht auch nach einer zu kurzen Nacht direkt wach, es handelt sich aber um ein rein auf den Kopf konzentriertes Qi, wofür ich im Vergleich zu körperbetonten Qis weniger empfänglich bin und bei Blends leidet oft die "Reinheit" des Qis, wodurch dieses (zumindest für mich) weniger als Qi sondern eher als Kraft erlebbar wird - etwas schwierig den Unterschied zu beschreiben, haha. Jedenfalls ein sehr guter Tee, der nicht ganz meiner Präferenz entspricht, ansonsten wäre ihm die volle Punktzahl sicher - auch hier mal wieder Danke für das Sample Paolo!

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Farmer Leaf 2022 Jingmai Gulan

Als Geschenk bei meiner Bestellung waren zwei kleine Jingmai Gulan dabei, in Form eines 'Bruchbröckeles', ca 6g wog mein erster und ließ sich wunderbar aufdröseln (scheint dankenswerterweise bei diesen kleinen FL-Tafeln so zu sein, wie @Shibo beschrieben hat).

Ein sehr zarter Duft, grün, mit leicht cremiger tropischer Note und einem leisen Hauch von Frucht.

Die ersten Aufgüsse sind ebenfalls von zartem Charakter, weich und rund, eine fast cremige Süße (erinnert gelegentlich an gesüßsten Milchkaffee) macht sich sofort breit. Dass hier hochwertiges Material im Spiel ist, wird sofort klar. Nicht sonderlich intensiv, aber zuckrig süß und ein wunderbarer, erfüllender Body (vom ersten bis zum letzten Aufguss). Nach zwei Schälchen macht sich die Energie im Kopf an der Stirn bemerkbar, verweilt dort eine Weile und zieht sich dann langsam und geschmeidig zurück. Schweißbäder habe ich keine erlebt, ist auch mal ganz schön. 

Im Verlauf wird das Erlebnis würziger und bitterer (an der Zungenseite), mit einer leichten Adstringenz - Nelken am Gaumen. Vielleicht ab und an etwas streng im Magen.

Was diesen Tee nach einer Verkostung auszeichnet: Er fühlt sich im Mund wahnsinnig gut an und er ist 'nett', vielleicht sogar lustig. (Anm. 'nett' hat für mich im übrigen keine (!) negative Konnotation, weder bei Tees, noch bei Menschen etc)

Da für mich etwas die Intensität und vielleicht auch die Tiefe gefehlt hat, hat es mich nicht vom Hocker gehauen; trotzdem werde ich mich freuen, wenn ich das zweite Bruchbröckele im Kännchen haben darf.

 

Macht's gut!

ps: Das Bero Schälchen ist ziemlich genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Neutral und ziemlich smooth.

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Bearbeitet von real_G
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Dongding Oolong, Frühling 2020, medium roast

heute habe ich eine neue Dose Dongding aufgemacht, die ich letzten Winter aus Taiwan mitgebracht habe. Zum Tee selbst habe ich wenig Informationen, außer dass mein Schwiegervater ihn in der Agricultural Bank in Lugu gekauft hat und ihn mir als Geschenk mitgegeben hat.

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Der Tee hat an keinem Wettbewerb teilgenommen, zumindest sind keine entsprechenden Aufkleber auf der Dose. Somit ist a priori die Qualität nicht zu erkennen.

Ich habe den Tee gleich zwei mal gemacht, zuerst im Gaiwan, anschließend noch einmal in meiner neuen glasierten Oolong  Kanne.

Nach 3 Jahren Lagerung sind keine Einflüsse von der Röstung mehr spürbar. Bereits im trockenen Blatt ist allerdings eine interessante Süße von Waldhonig erkennbar, diese zieht sich durch Aroma und Geschmack.

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Ebenfalls von Beginn an prägnant ausgeprägt ist der Einfluss des Anbaugebietes mit der Mineralität des kargen Steinbodens, Farnkraut und harzigen Noten.

Die beiden Aufgussgefäße zeigen unterschiedliche Facetten des Tees, im Gaiwan steht die Süße, mit Aromen von überreifen Pfirsichen und Melone im Vordergrund. Der Tee ist weich, erinnert mich irgendwie an Karottenkuchen und kandierte Mandeln.

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In der Kanne ist der Tee im Geschmack kantiger, mit mehr Fokus auf der Fruchtsäure, Wildkräutern und Rauchwerk. Dazu die signifikante Honigsüße, wieder Mandeln, Steinobst, Süßholz, Weihrauch und frisch gebackene Kekse.

Insgesamt ist der Tee in der Kanne deutlich komplexer und kraftvoller, vor allem im Nachgeschmack mit deutlichem Hui Gan, trockener Mineralität und Weihnachtsgewürzen.

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Dong Ding zum dritten.

Arbeitsunfähig "mit Rücken" zuhause zu sitzen zwingt mich zum Tee trinken... Ich komme nicht vom Sofa weg.

Abschließend habe ich den gestrigen Tee heute noch einmal in meiner abrundenden Oolong Kanne gemacht. Die Komplexität der Süße nimmt zu, die Waldhonignote ist zwar nicht mehr herauszuschmecken, dafür gibt es Mehrfruchtmarmelade, kandierte Früchte, Süßholz und Weihrauch. Die herbe Frische aus der glasierten Kanne gestern ist zu einer Bitterschokoladennote mutiert. Wildkräuter sind weiterhin vorhanden, aber die Mineralität ist deutlich abgedämpft. Diese zeigt sich erst im Nachgeschmack, verbunden mit Hui Gan und Zimt. Länge und Intensität kommen nicht an die Kanne von gestern heran, insgesamt aber durch die Breite und das Volumen eine sehr ansprechende Präsentation. Die Kanne macht genau das, wofür ich sie gekauft habe, der Tee hat der Beeinflussung genug Charakter entgegen zu setzen18834.thumb.jpg.c2d87923967ce5b8412a4cc1982e46a3.jpg

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2020 Thailand Black - puerh.sk

Dieser lose Schwarztee war meines Wissens nach der erste Thailand Black, den Peter im Programm hatte und somit könnte man vielleicht sagen, dass dies der erste 'Red Wine' war.

Die Zubereitung im Kohiki-Gaiwan von 'The Jiri' fand ich heute sehr passend, denn der Tee ist sehr kraftvoll und benötigt für mich nur kurze Ziehzeiten, erst ab dem schätzungsweise 6. order 7. dann einen Hauch länger und länger.

Brauner Zucker, Himbeeren und leicht alkoholisierte Pfirsiche mit reichhaltiger Textur; und das ganze zuverlässig in jedem der sehr vielen Aufgüsse. Das Blatt ist so rein und ergiebig, dass es gefühlt ewig weitergehen kann.

Ein paar Gramm sind noch übrig; und an diesen Tee werde ich stets mit großer Freude denken, denn er ist mitverantwortlich für das Aufkeimen meiner Liebe zu Yunnan Schwarztees (ok... der stammt ja gar nicht aus Yunnan... =D).

 

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2005 Bi Yun Hao Yiwu via The Jade Leaf

Ist mir leider erst heute aufgefallen, aber in dem Sample-Paket von Emilio war auch der 2005er Yiwu von BYH dabei, den auch Paolo im Angebot hat - das ist natürlich eine schöne Gelegenheit, den Tee nochmals in einer anderen Keramik zu versuchen (wäre mir das schon früher aufgefallen hätte ich evtl. damit gestartet, da die letzte Session mit dem Tee jetzt auch schon wieder 3 Monate her ist, haha). Dabei habe ich mich dann jedoch doch dagegen entschieden eine radikal andere Keramik wie ein bizen-artiges, osteuropäisches Kännchen oder ein Echizen Shiboridashi zu nutzen und habe mich für das vintage Chaozhou Kännchen entschieden, um weiter an meinem Verständnis der Unterscheide und Gemeinsamkeiten zwischen Yixing Zhuni und Chaozhou zu arbeiten. Dafür ist der Tee gut geeignet, denn er ist ein recht typischer (semi)aged Yiwu Sheng auf einem hohen Qualitätsniveau - bei mittelmäßigem Zeug fallen meist die negativen Aspekte am prägnantesten auf, da diese hier jedoch wegfallen und der Tee wie beim letzten mal bereits beschrieben von eher ruhigem Charakter ist muss man schon etwas genauer hinhören. Relevant dafür ist gerade bei einem bereits gealterten Tee natürlich auch die Lagerung, die er hinter sich hat - Emilio schreibt dazu nichts explizit im Shop aber sie scheint mir identisch mit der von Paolos Sample zu sein und somit die originale inhouse Lagerung von BYH zu sein. Optisch gibt es jedenfalls keine Unterschiede - lediglich das Sample scheint etwas weiter aus dem Inneren des Bings zu stammen, da weniger komplett intakte Blätter vorhanden sind aber alles noch im Rahmen (zum Glück kein Binghole!).

Nun, was fällt also auf? Nicht viel, haha! Der Tee ist wie beim letzten mal ein schön gereifter (trockene Taiwan-Lagerung ist einfach top!) Yiwu mit hinreichend Qi und Tiefe und einer großartigen Textur als Highlight: voll und weich, im Chaozhou heute evtl. sogar einen Tick öliger als beim letzten mal (was aber auch an der Dosierung liegen kann) - am ehesten unterscheidet sich die Geschmacksebene, da die Bitterkeit weniger ausgeprägt ist und dafür eher eine schön weiche Ledernote zum tragen kommt. Eine leichte Reduktion der Bitterkeit kann durchaus am Kännchen liegen - beim Leder ist es schwer zu sagen, ob es sich einfach aus der geänderten Kombination an Facetten ergibt, an der anderen Sample-Herkunft (im Bezug auf den Bing) liegt oder es sich doch um eine etwas andere Lagerung handelt (trocken und Taiwan ist sicher aber es kann ja noch ein Zwischenhändler/Sammler dazwischen hängen). Achja, einmal mehr ein guter Beweis dafür, wie wenig Ahnung man (aka ich) selbst nach einigen Jahren der intensiven Beschäftigung mit der Materie eigentlich hat, haha - bleibt nur einmal mehr ein recht schwammiges Fazit: wenn die Qualität stimmt sind sich Chaozhou und Zhuni schon ähnlich, am ehesten wäre aber vermutlich der Vergleich zu (gutem!) Hogni passend. Aber egal: schöner Tee!

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Mansong 2021 von Pu Erh.sk

Mit reichlich Verspätung habe ich mir das Probenpaket von Peters 21er Chinatees bestellt. Enthalten ist mit dem Mansong ein alter Bekannter, der so nahe an der 20er Version ist, dass ich den 2021 verfassten Text kopieren kann: 

Am 29.9.2021 um 17:22 schrieb Getsome:

Mild, Kräuter, leicht erdig und in der heutigen Sitzung leicht fruchtig mit einem Hauch Süße. [...] Und ja, nach einem anstrengenden Tag lässt es sich bei einer Sitzung sehr gut entspannen.

Von "leicht fruchtig mit einem Hauch Süße" kann ich dieses Mal nicht berichten. Ein Aufguss zog zu lange, mit einer wirklich nur leicht auftragenden Bitterkeit und kräftigen Kräutern im Ergebnis. Dadurch sind mir die milden Aufgüsse des Tees erst richtig als seine Stärke bewusst geworden. So viele Pus sind kräftig oder gar aggressiv, wovon der Mansong Meilen weit entfernt ist. Anders als bei der Verkostung des 20er Mansong, ist der Tee kein Rätsel mehr. Müsste ich mich nicht zwischen Tees entscheiden, hätte der Manong 21 oder ein vergleichbarer Yibang-Tee einen Platz im Teeregal. Geht man allein von der Teewirkung aus, grenzt sich der Mansong klar von anderen Anbaugebieten ab. Für mich ist zumeist die Kombination aus Geschmack und Wirkung ausschlaggebend. Da überzeugte mich der Mansa 2020 mehr.
Mal sehen wie es sich nach dem kompletten 21er Probenpaket darstellt.

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The Jiri kam inspiriert aus Vietnam zurück und fertigte sogleich ein paar neue Keramiken. Eine davon ist ein flaches Celadon Schälchen, das in der Mitte eine transparente Stelle hat - als ich das sah, musste ich sofort zuschlagen. Die noble Form an sich gefällt mir schon sehr gut; und auf der anderen Seite kommt es sehr einfach daher, fast primitiv (im positiven Sinn). Nun, zunächst war da ein etwas rauer Eindruck, was zur Oberflächentextur passt. Und im Geschmack sehr mineralisch 'breit'. Schon bei der zweiten Session mit dem Schälchen waren zu meiner Freude deutliche Krakelierungsspuren zu erkennen. Also wollte ich es mal mit einem dunkleren Tee versuchen, mal sehen, was passiert.

Und da fiel mir ein, dass da noch ein Sack voll Hongkong gelagertem Sheng ist, der 2002 Menghai Loose Leaf von TKK. Den hatte ich als einen eher milden und zahmen Vertreter seiner Gilde in Erinnerung.

Das Aufwärmwasser aus dem Schälchen schmeckte bereits etwas nach Tee! Erstaunlich, dass das so schnell gehen kann. Vielleicht hat es ja was mit dem Gaiwan zu tun, oder dem groben Ausschankkännchen.

Und ja, der Tee ist auf der milden und leichten Seite; auch die Aufgussfarbe ist heller als bei vielen anderen HK-Tees. Das liegt wohl an der 'trockenen' Lagerung. Trotzdem kommen im Geschmack klar die holzigen Aspekte zum Tragen: Holzige Süße und eine wurzelige Würze bestimmen den Geschmack, es gesellen sich Anklänge von Lakritz und Kirschen dazu. Eine angenehme leichte Süße ist auch dabei (schön zu bemerken, dass das Schälchen da offenbar nicht auf ewig Abstriche machen möchte). 

Insgesamt ein Tee, den man als ausgewogen und freundlich bezeichnen könnte. Nicht allzu ergiebig. Für HK Tees sind mir die tatsächlich traditionell gelagerten zwar lieber, trotzdem kann man die dunkleren und geheimnisvollen Aspekte der reifen Holzigkeit voll genießen.

 

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Bearbeitet von real_G
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2019 Chenyuan Hao Bai Cha Yuan via Puerh.uk

Heute ist wieder ein besonders spannender Tee von Chenyuan Hao (陈远号) im Kännchen: einen Baichayuan (白茶园) hatte ich bislang nur ein einziges mal und zwar den 2021er von Yu. Und auch wenn ich keine Informationen zum Preis habe ist davon auszugehen, dass es wohl kein Schnäppchen sein wird, denn Baichayuan ist ein Dorf im Nordwesten von Guafengzhai (刮风寨) nahe Wangongzhai (弯弓寨), das für seine besonders alten Bäume bekannt ist - daher einmal mehr vielen Dank für das Sample Paolo!

Der Tee von CYH ist zwei Jahre älter als der von Yu, es wirkt aber so als ob ein größerer Abstand dazwischen liegen würde, denn man erkennt am Aufguss dass dieser deutlich mehr in Richtung orange geht und dass das Blatt bei Yu deutlich grüner ist - natürlich spielen die beiden Jahre da durchaus eine Rolle, denn gerade in den ersten Jahren sind bei einem Sheng die größten Veränderungen zu beobachten, aber es ist eindeutig auch eine andere Art der Produktion (zumal Yu ja ab 2021 auch deutlich "grüner" in der Produktion geworden ist). Dennoch ist aber ein Vergleich spannend (alleine schon aus Ermangelung an anderen Vergleichsmöglichkeiten, haha) - wobei hier bei dem Tee von Yu die zweite Notiz zu beachten ist, denn bei der ersten Session war dieser noch im Tiefschlaf. Gemein ist beiden auf jeden Fall eine ausgeprägte florale Note in Geschmack und Aroma - jedoch ist diese bei dem CYH ganz anders: das nasse Blatt riecht schwer feucht, dezent floral mit einer eindeutigen Schärfe wie von grünem Pfeffer, geschmacklich erinnert mich der Tee an einen drückend heißen Sommertag, an dem alles in voller Blüte steht, ein schwer-voller Duft wie von einem mächtigen Flieder-Busch, was gerade in den ersten beiden Aufgüssen etwas too much sein kann. Denn zu konzentrierte Blumigkeit kann etwas scharf-schneidendes haben - zum Glück gibt es aber auch ein gutes Maß an Bitterkeit, das rettet das ganz für mich zu Beginn und ab dem dritten/vierten Aufguss wird der Tee deutlich freundlicher, wenn die floralen Noten auf ein erträgliches Maß zurückgegangen sind und durch eine dezent fruchtige Süße ergänzt werden. Der Geschmack ist aber bei einem Sheng ohnehin nebensächlich, denn dieser verändert sich unweigerlich im Laufe der Zeit wie die äußere Schönheit bei einem Menschen vergänglich ist - spannender sind die inneren Werte und hier hat der Tee durchaus einiges zu bieten: im Gegensatz zu dem Tee von Yu hat der CYH eine sehr dichte, schwere Textur - man kann die kleinen Luftbläschen minutenlang an der selben Stelle im Tee beobachten als ob es ein Wackelpudding wäre - und wahnsinnig viel Kraft! Das Qi konzentriert sich vor allem auf die Brust und insbesondere auf das Herz - es pocht als wolle es aus der Brust springen - diese Wirkung hatte ich bislang selten und auch wenn ich mehr auf eine schwer-erdende Wirkung stehe ist das schon beeindruckend. Dieser Überschwang an Kraft verdeckt etwas die Tiefe und Komplexität, die der Tee sicher zu bieten hat - man erkennt es trotzdem wenn man hinhört aber bei einem ruhigeren Tee kommen diese Metriken generell besser zur Geltung. Ein durchaus beeindruckender Tee!

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1990 HK Style (w2t)

Nach einem Wochenende voller neuer Eindrücke konnte ich es nicht aushalten und musste sogleich diesen alten Hongkong gelagerten Sheng probieren.

 

Gleich drei Aspekte, inspiriert von den letzten Erfahrungen, waren in der heutigen Session anders:

1. Eine Dosierung von ca. 9 Gramm in einem 100ml Kännchen

2. Eine etwas kühlere Wassertemperatur (wobei für diesen Tee nicht ganz so kühl)

3. Längere Ziehzeiten bei den ersten Aufgüssen

4. Kleine Schlücke

 

Das trockene Blatt verströmt insgesamt einen 'frisch' anmutenden Duft. Natürlich ist die ehemalige feuchte Lagerung vordergründig vernehmbar, aber gleichfalls tauchen neben nussigen auch leichte und gemüsige Aromen auf, wie zB Gurke, Karotte und die klassische Rote Beete. Das nasse Blatt zeigt eine sehr weiche Holzschrank-Charakteristik, süßes Holz und eine dunkle Vanille-Würze.

Die ersten Schlücke kommen mit einem Gefühl der Leichtigkeit und Weichheit daher, gleichzeitig aber auch sofort harzig. Eine süße Holzigkeit (wobei die Süße kein Vordergründiges Merkmal dieses Tees zu sein scheint; später allerdings immer wieder als dezente Süße im Hals spürbar) und abermals die Frische von Gemüse (diese verliert sich nach ein, zwei Aufgüssen) tauchen auf. Ein leisester Anflug von Bitterkeit, wie trockenes Zigarrenblatt mitsamt seinem trockenen Charakter. Doch auch die Bitterkeit verschwindet rasch und blitzt nur ab und zu noch durch.

In den folgenden Aufgüssen erscheint ein Wechselspiel: Mal kommen mehr die dunklen vanillig-holzigen Aspekte durch, mal leicht säuerliche und Lebhaftigkeit vermittelnde Fruchtnoten. Die Aufgüsse, welche die helleren Aspekte betonen (wie die Früchtigkeit, Anklänge von Säuerlichkeit), kommen im Body etwas spitzer als die Aufgüsse der 'dunkleren Seite', aber die grundlegend weiche Textur des Tees geht nie völlig verloren. Ich habe den Eindruck, dass auch die Trinktemperatur hier eine Rolle spielt: Bei höheren Temperaturen zeigen sich eher die spitzeren Aspekte; und ist der Tee etwas mehr abgekühlt, darf die wohlige Dunkelheit etwas mehr Platz einnehmen. Das muss weiter erforscht werden.

Im Nachklang kann ich (wohl zum ersten Mal) den Begriff 'pencil shavings' nachvollziehen, den ich bei zwei ständig scherzenden YouTube-Rezensenten schon öfter gehört habe, wenn es um gereifte Tees ging.

Die Energie lässt zunächst etwas auf sich warten, obwohl eigentlich schon recht früh ein angenehmes Bauchgefühl entsteht. Doch nach und nach kommt die Wärme; nicht nur im Bauch, sondern auch in der oberen Wirbelsäule beginnend sich ausbreitend im ganzen Körper; angenehm!

Ich fand schon immer, dass bei HK Tees der Werbe-Slogan 'helps digestion' ziemlich zutreffend sein kann; zumindest habe ich in der Vergangenheit gern zu solchen Tees gegriffen, wenn ich das Bedürfnis nach verdauungsförderndem Tee hatte.

Insgesamt ein guter Eindruck, obwohl ich mir ab und an eine tiefere Erdigkeit und eine größere Rundheit (passend zum weichen Charakter des Tees) gewünscht hätte. Doch das lässt sich erstens nach einer Session schwer und von meiner Seite aus ungern festlegen... also lasse ich das einfach offen. Und zweitens waren einige Parameter heute anders (s.o.) und das spielt da ja auch entscheidend mit rein.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass auch bei späten langen (sehr langen) Aufgüssen keinerlei unliebsame Dreck-Noten dabei waren und dass die Lagerung in Deutschland (bestimmt seit 4/5 Jahren?) einwandfrei war.

Ich habe keine Ahnung, was der Tee damals gekostet hat, aber wenn er erschwinglich war (das wäre meine Vermutung), dann ist es sicherlich ein tolles P/L-Verhältnis gewesen.

Herzlichsten Dank, @doumer , für dieses sehr interessante Pröbchen!

 

Beste Grüße,

Thomas

 

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