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Darjeeling Tee bekommt Wettbewerb aus Nepal


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Liebe Schwarztee und insbesondere Darjeeling Freunde,



bin heute über in ein Artikel in der India Times (nicht meine Nr. 1 Zeitung, aber dt. Zeitungen berichten heute nur über das 1:7) gestolpert der europäische Händler, insbesondere Deutsche und deren "DJ" Blends thematisiert.



Kurz gesagt, befürchten indische Expoteure Wettbewerb aus dem angrenzenden Nepal und deren Schwarztee der zu unter 5$ das Kilo gehandelt wird. Dieser wird dann von einigen Händlern zu 49% mit 51% ind. DJ als indischer DJ verkauft.



Meine Frage:



Nimmt man den Geschmacksunterschied nicht wahr?



Beispielsweise schmecke ich deutlich den Unterschied zwischen Westlake oder Xihu Longjing und einem Qiandao Lake oder Lishui Longjing.



Artikel:


http://articles.economictimes.indiatimes.com/2014-07-02/news/51031027_1_darjeeling-tea-nepalese-tea-maize




http://articles.economictimes.indiatimes.com/2014-07-03/news/51057699_1_darjeeling-tea-association-chamong-tee-3-4-million-kg




http://articles.economictimes.indiatimes.com/keyword/darjeeling-tea




http://chamong.com/Darjeeling.html

Bearbeitet von ChaShiFu
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darjeeling hat mehr als 80 teegärten, die sich über rel. tiefe lagen bis auf rund 2.000m höhe erstrecken. jeder teegarten hat eine eigene philosophie, wie er seinen tee herstellt. alleine darüber sind schon geschmacklich recht unterschiedliche tees möglich.

nepal grenzt an darjeeling, und nicht wenige nepalesische teegärten liegen ebenfalls im himalaya, nah der grenze zu darjeeling. klimatisch findet man dort also recht ähnliche bedingungen vor, was auch auf die verwendeten teepflanzen zutrifft. gut verarbeitete tees von dort kann man daher nicht ohne weiteres sicher von darjeeling unterscheiden. zudem wurden/werden die nepal tees unverarbeitet bereits nach dem pflücken rüber nach DJ gebracht (dort erhalten die teebauern höhere preise). das soll angeblich die tees der teilweise alten/überalterten teestäucher in DJ -verbessert- haben.

als aussenstehender kann man über diesen grenzverkehr nicht viel sagen - vermutlich kennen wir hier alle "gartentees" aus "reinem" DJ, die gar nicht so rein sind...

grundsätzlich ist eine vermischung DJ mit nepal nicht unbedingt eine verschlechterung!

nun haben sich aber einige dinge geändert, und ich zitier mal aus einem tee-fokus posting:

Zitat

die teegärten in der anbauregion “darjeeling” produzieren jährlich rund 10.000 tonnen, allerdings kommt eine weitaus grössere menge tee unter dieser bezeichnung in den handel.

 
die EU hatte daher beschlossen, dass ab november 2011 nur noch zu 100% aus darjeeling stammende tees auch als solche verkauft werden dürfen. vorher genügte es, dass 51% von dort kamen, die restlichen 49% konnten anderen ursprungs sein.* in der EU sind also klare richtlinien eingeführt worden, dass nur reiner darjeeling sich auch so nennen darf.
 
aber auch im ursprungsland gibt es bemühungen, falschdeklarationen über das “tea board of india” soweit möglich zu unterbinden. lediglich die dort registrierten gärten dürfen ihren tee als darjeeling auf den markt bringen, was vor ort kontrolliert wird.
 

wenn jetzt wettbewerb vermehrt befürchtet wird (es gab ja "immer" schon nepalesische tees zu kaufen, und deutschland war bereits der grösste abnehmer), liegt das vermutlich teilweise daran, dass die nepal-tees nicht mehr so leicht untergemischt werden können unter die DJ.

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Key als Schwarzteeflüsterer hat natürlich schon viel gesagt.


Ich würde auch meinen, dass Darjeeling selbst schon eine gewisse Bandbreite besitzt,


und somit auch kopierbarer ist, insofern weil ja die topografische Lage nicht das Problem


sein wird, einige Gärten sind ja praktisch direkt an der nepalesischen Grenze gelegen,


und nicht die Schlechtesten, will ich auch gesagt haben.


Letztlich wird wohl nur die Machart entscheiden,


ob der Tee ähnlich daherkommen wird oder nicht.



darjeeling_teamap.jpg



Ich selbst habe derzeit "Grenz-Tees" von Gopaldhara, Okayti und Thurbo,


und diese sind alle sehr gut!



@Key: Weisst du warum Himalayan Karisma hier nicht eingezeichnet ist?


Oder gehört das auch auf der Karte zu Jungpana?


Bearbeitet von GoldenTurtle
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Uh oh die Unterschiede zu chinesischen Schwarztees sind gewaltig.


Nicht grundlos ist die Beliebtheit von Darjeeling Tee in China und Japan exponentiell am wachsen.


Hinzu kommt, dass wie in anderem Thema erläutert wurde,


es sich z.B. bei Darjeeling First Flush eigentlich nicht um einen Schwarztee handelt,


sondern er wird zuerst gewelkt, dann häufig geschnitten, und dann zu einem gewissen


streitbaren Anteil (weiter-)oxidiert.


Second Flush etc. sind aber schon stärker oxidiert.



Die prägnante Note von First Flush geht in Richtung champagner-ähnliche, grünlich-würzige Spritzigkeit.


In meinem persönlichen Tee-Genuss bildet dies ein ganzes, eigenes Kapitel.



Die prägnante Note von Second Flush geht in Richtung malzig-fruchtige Würze,


vielleicht ein kleines bisschen weniger "schwer" als Assam, also noch eher vergleichbar


mit chinesischen Schwarztees.


Bearbeitet von GoldenTurtle
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Namaste!



Wie schon gesagt - die Unterschiede zwischen den einzelnenen Darjeelings sind z.T. größer als die zu Nepaltees - wenn wir mal von den Tees für Export in reiche Industrienationen sprechen. Denn es gibt drei ganz unterschiedliche Zielgruppen für Nepaltees:



1. Inlandskonsum: kräftig & dunkel



2. Export nach Indien:


2a. Export roher Blätter aus Ostnepal zur Weiterverarbeitung in Darjeelingfabriken.


2b. Export fertiger Tees, immer öfter aus Plantagen, die von indischen Teeproduzenten in Nepal eingerichtet wurden, weil sich dort billiger produzieren lässt.



3. Export in reiche Industrienationen (Europa, USA, Japan,...)



Für die Zielgruppen 1. und 2b. wird ziemlich ähnlich produziert. Die Tees von 2b landen in indischen Mischungen die wie Tata-Gold aus überwiegend billigem Broken Tee für die Wucht und etwas Blatttee für das edle Aussehen bestehen.



2a ist ein Problem, weil die Teebauern (in Nepal wie schon öfter beschrieben Kleinbauern) damit deutlich unter ihrem Potential bleiben. Wenn sie die Teeblätter in Säcke gequetscht auf ihrem Moped zu einer Darjeeling-Fabrik gebracht haben, sind die Teeblätter nicht mehr viel wert - die Bauern müssen schlechte Preise akzeptieren. Weil erst in den letzten Jahren die Teeproduktion in Nepal in Schwung kam (deutlich unterstützt durch 3. und durch das Ende des Bürgerkriegs mit den Maoisten), war lange 2a der einzige Weg für Teebauern aus Ilam.



Bei 3. versuchen die Produzenten betont, Nepaltee als Marke = etwas eigenständiges zu etablieren. Als wir letztes Jahr in Kathmandu mit Himcoop, dem Verband nepalesischer Teeproduzenten, zusammensaßen, erzählte mir einer von einem Fall: ein Darjeelingtee wurde nach Japan eingeführt und dort vom Zoll kontrolliert. Der Zoll zog den Tee aus dem Verkehr, weil er viel zu hoch mit einem Pflanzenschutzmittel belastet war. Das Pikante dabei: jenes Pflanzenschutzmittel ist in Indien nie auf den Markt gekommen, in Nepal aber früher recht verbreitet gewesen. In jenem "Darjeeling"-Tee war also zumindest ein kräftiger Anteil Nepaltee ... genau der Etikettenschwindel, den Chashifu vermutet. Dieser Schwindel ist aber schon in Indien passiert, nicht erst durch den Einkäufer im Zielland. Die Unternehmen, welche hinter den Darjeelinggärten stehen, wickeln den Seetransport über Kalkutta ab. Über den Hafen gehen auch Nepaltees auf die Seereise. Für einen Exporteur in Kalkutta also ein ganz leichtes Spiel, Nepaltees einzukaufen und unter den Darjeeling zu mischen.



Übrigens habe ich schon einige Nepaltees getrunken, die mir besser schmecken als einige Darjeelings. Ist wie beim Wein: die bekanntere Herkunft macht das Produkt oft teurer als vergleichbare Qualitäten aus unbekannterer Gegend.



So sehr ich auch die Chamong-Gruppe schätze, muss ich doch mal bei dem Interview mit denen einhaken. Dort steht geschrieben, dass die Nachfrage nach First Flushs in diesem Jahr deutlich zurückgegangen sei. Was ich in dem Artikel nicht finde, ist der Hinweis auf die extrem geringe Erntemenge 2014, welche dazu führte, dass die Produzenten ihre Tees deutlich teurer angeboten haben. Gerüchteweise habe ich von einer Preisverdopplung gegenüber 2013 gehört. Dass angesichts solcher Preisentwicklung viele Händler ihren deutschen Kunden lieber nepalesische (=günstigere) Alternativen aus der Richtung "blumig-duftig" anbieten, ist doch klar.



Wer noch ein paar Bilder zum Teeanbau in Darjeeling und Nepal sehen mag:


http://noobjectivitea.blogspot.de/2013/04/darjeeling-tea-cultivation-teeanbau.html


http://noobjectivitea.blogspot.de/2013/05/darjeeling-nepal-tee-pflucken.html


http://noobjectivitea.blogspot.de/2013/05/darjeeling-nepal-processing-verarbeitung.html


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Endlich postet Gero mal wieder etwas ausführliches! :thumbup:


Wo steckst du denn eigentlich in letzter Zeit?



@Key: Ja, stimmt, hab soeben nachgelesen von wo ich den habe:




Himalayan Karisma is from the vintage Jungpana Tea Estate Nestled in the far of end of Kurseong, it one of the most calm and serene Estates of Darjeeling end




Weshalb der aber so einen Namen hat ist mir nach wie vor unklar,


ob es sich um eine besondere Pflückung oder Verarbeitung handelt, oder einen


besonderen Abschnitt im Garten. Irgend etwas muss an dem aber speziell sein,


denn bei allen sonstigen Sondernamen (bspw. Rohini Breakfast Supreme, Castleton Maharaja,


Giddapahar Spring Bliss oder Jungpana Nirvana) steht immer korrekt der Estate-Name vorne dran.


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...

bin heute über in ein Artikel in der India Times (nicht meine Nr. 1 Zeitung, aber dt. Zeitungen berichten heute nur über das 1:7) gestolpert der europäische Händler, insbesondere Deutsche und deren "DJ" Blends thematisiert.

Kurz gesagt, befürchten indische Expoteure Wettbewerb aus dem angrenzenden Nepal und deren Schwarztee der zu unter 5$ das Kilo gehandelt wird. Dieser wird dann von einigen Händlern zu 49% mit 51% ind. DJ als indischer DJ verkauft.

Meine Frage:

Nimmt man den Geschmacksunterschied nicht wahr?

...

Ein Grund mehr, nicht auf DJ Wert zu legen, sondern auf einen Gartentee. Ein Blend dient m.E. in erster Linie dazu, einen bestimmten Geschmack durch geschicktes Variieren der Anteile wesentlich konstanter zu halten, als dies bei einem reinen Gartentee gewollt oder möglich wäre. Damit sind die Blends aber auch langweiliger, die Geschmacksunterschiede im veränderten Blend kaum wahrnehmbar. 

Das kommt ein bisschen arrogant rüber, deshalb möchte ich vorsorglich darauf hinweisen, dass ich fürs Büro und die schnelle Tasse Tee auch nur unkomplizierte, preiswerte Blends verwende. 

Sollte der Trend anhalten, vermehrt Nepal-Tees zu verwenden, wird die Preisdifferenz geringer bis uninteressant. Derzeit vermute ich aber eher, dass die Darjeeling-Ernte dieses Jahr deutlich geringer ausfiel (zu niedrige Temperaturen zur entscheidenden Zeit) und deshalb die Blender gezwungen sind, die Preise deutlich anzuheben (soweit es der Markt zulässt) oder eben nach anderen Tees zu suchen, mit denen sich ein sehr ähnlicher Geschmack mischen lässt.

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  • 3 Wochen später...

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