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Über die Stärken und Schwächen der Überdosierung von Tee


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Liebe Teefreunde

An Teerunden kann man beizeiten das Stopfen von Gaiwanen beinahe demjenigen von Pfeiffen gleichend antreffen.
Postet doch mal ein Bild von einer derb gestopften Session, wo der Gaiwan Deckel sich in die Lüfte hebt. :D

Starkdosierer aller Welt, gebt euch zu erkennen! :lol:

In Guangdong im Phoenix Bereich hat dies zugegeben schon so etwas wie Tradition, aber ich halte es persönlich doch eher mit einem Teil der Japaner, das Blatt muss sich bewegen, schwimmen, sich entfalten können.

Es stimmt, eine gehobene Dosierung kann dem Tee ein anderes Momentum verleihen.
Ich empfehle jedem aber einmal eine starkdosierte Runde in ein viel grösseres Aufgussgefäss zu beamen und zu sehen, was danach noch rauskommt, wenn man in der kleinen Kanne die Session bereits vorüber glaubt. Dabei wird klar:

Durch die Unmöglichkeit der vollen Entfaltung des Blattes kommt nicht der Gesamtaspekt des Tees zur Geltung, es ist eine weitere Art Make-Up mit besonderer Betonung, nochmals ganz anders als z.B. das Niedertemperaturaufgiessen à la Douji.

Das sind nur eigene Gedanken, was ist eure Meinung dazu? Welche Aspekte des Tees werden eurer Meinung nach durch die starke Dosierung betont, welche gehen eher unter? Versteht ihr den Tee so gut?

Es geht ja auch nicht nur um Phoenix, ich trinke z.B. eine 8g Kugel schon in einer 2dl Steinkanne, aber für mich ist das sinnvoll gesehen das absolut Maximum, sonst kriege ich gar nicht wirklich den vollen Tee mit.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Hah, na da muss ich mich doch gleich mal einmischen ;) 

Ich bin wie einige vermutlich wissen ein großer Fan einer "gehobenen Dosierung" (sehr schöne Formulierung), zumindest was Puerh angeht – andere Sorten wie z.B. (chinesische) Grüntees dosiere ich da ganz anders. Es kommt immer darauf an, was man in seinem Schälchen sucht bzw. welche Aspekte eines Tees einen interessieren, dazu kurz eine kleine Anekdote:

Bei dem Vorweihnachtlichen Treffen bei @Paul haben wir auch einen sehr schönen Vergleich gemacht und den selben Tee (ein 2016er Maocha, ich glaube Wangong?) auf zwei unterschiedliche Arten zubereitet: höher dosiert in einem eher kleineren Shibo und deutlich leichter dosiert in einem größeren Kännchen. Heraus kamen zwei ganz unterschiedliche Tees, bei denen andere Aspekte im Vordergrund standen – Version 1 war (für meinen Geschmack dezent) bitter, hatte einen ordentlichen schweren Körper und eine kräftige Würze mit nur dezenten floralen Noten, Version 2 wahr sehr viel leichter, absolut nicht bitter und deutlich floraler als würzig. Der selbe Tee hat so je nach Version den einen Teilnehmern geschmeckt und den anderen nicht/weniger und umgekehrt. 

Unterschiedliche Temperaturen können hier natürlich auch Einfluss drauf nehmen, allerdings gibt es hier (meiner Meinung nach) eher Einschränkungen als beim Tee-Wasser-Verhältnis, da z.B. ein gerollter Oolong einfach eine gewisse Temperatur benötigt, um sich vernünftig zu entfalten und ein kalt aufgegossener Shu ... :/

Wie dem aber auch sei: Wie denke ich oben deutlich wurde muss einfach jeder für sich schauen, was für einen bei welchem Tee wichtig ist – wenn ich mir z.B. von einem Sheng einen schön schweren Körper verspreche, macht eine gehobene Dosierung deutlich mehr Sinn, wie wenn ich eher wert auf die dezenten Aromen (z.B. florale Noten) lege. Schön ist es, wenn man beides zu schätzen weiß und entsprechende Aufgussgefäße zur Verfügung hat ;) 

Vor allem deinem Punkt, das Blattgut gegen später von einem kleinen in ein größeres Gefäß zu transferieren kann ich nur zustimmen! Deshalb nutze ich gerne im Verhältnis relativ große Gaiwane als Trinkgefäß für meine kleinen Sheng-Kännchen, da wenn die Kraft nachlässt die Blätter einfach kurzerhand in den Gaiwan wandern (dort wie du richtig dargestellt hast mehr Platz zum entfalten haben) und dann noch ein Weilchen Grandpa-Style genossen werden können :thumbup:

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Hmm, gar nicht so einfach zu sagen.

Ich persönlich dosiere nur Feng Huang Dan Cong so kräftig.

Alles Andere eher mäßig.

Aber bei Dan Cong mache ich das hauptsächlich, um den langen Nachhall, den einige Vertreter dieser Art haben, zu verdichten und zu verlängern und ihm mehr Volumen zu verleihen.

Habe mir bisher eher weniger Gedanken darüber gemacht, welcher Nuancen ich ihm damit vielleicht beraube, solange er mir schmeckt. :ph34r:

Wenn mir einer dann nicht ganz zugesagt hat, habe ich beim nächsten Mal entweder etwas weniger genommen, oder sogar ne Schippe drauf gelegt. :P

Bei den meisten anderen Tees bin ich auch eher Freund von Platz zum entfalten, und der Transparenz, die dadurch oft geboten wird. (Außer bei jungem Sheng, da bin ich eher bei @doumer)

 

Die Session hier sieht nicht ganz so übertrieben aus, da das Blattgut relativ klein ist. 

vor 3 Stunden schrieb GoldenTurtle:

Postet doch mal ein Bild von einer derb gestopften Session, wo der Gaiwan Deckel sich in die Lüfte hebt. :D

trifft also nicht ganz zu...

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Ich spiel momentan noch sehr viel mit der Dosierung herum. Ich habe gemerkt, dass selbst Tees aus der gleichen Kategorie teilweise unterschiedlich dosiert werden wollen. Als Beispiel habe ich in einer kleinen Teerunde von 4 Leuten dieses Schnupperpaket von TKK aufgegossen. Das waren meine ersten Gehversuche mit chinesischem Grüntee. Aufgegossen habe ich je 4 g auf 120 ml und 80°C für 25s; 25s; 30s; 40s. Da fiel jedem von uns auf, dass der Enshi Hubei Cui Lü eine meerig/algige Note hatte, die anderen hingegen 'gute' Ergebnisse lieferten (besonders der Pi Lo Chun!). Kurze Zeit später stieß ich im Forum auf einen Artikel über häufige Fehler beim Aufgießen von Grüntee. Zusammengefasst soll man guten Grüntee auch mit kochendem Wasser übergießen und nicht zu viel Blattmaterial nehmen. Gesagt, getan und den Enshi Hubei mit kochendem Wasser und 1,5 g Dosierung zubereitet. Auch wenn es jetzt kein so fein gearbeiter Tee ist, wie ihn Stéphane eigentlich meinte, hat es wunderbar funktioniert und ich bekam einen fruchtig-frischen Grüntee ohne Algen. Auch die anderen chinesischen Grüntees gieß ich mittlerweile mit 100°C auf. Bei Sencha geht das widerum nicht. Auch die Dosierung von 4g gefällt mir bei Sencha deutlich besser, da man dann erst diese dicke, trübe Teesuppe bekommt.

Bei meinem einen Shu Pu-Erh, den ich 'stolz' mein Eigen nenne (2010, grenzwärtige Qualität sogar mit Plastik im Bing :S) waren 4-5g dünn und gruselig, da auch ein hoher Stängelanteil und undefinierbare schwarze Blattpampe enthalten ist. Bei geschlagenen 7g auf 120 ml funktioniert er ganz gut und es kommt Kakao und irgendwie undefinierbar dunkle, malzige Aromen, die ganz lecker sind. Einziger Nachteil bei der Sache ist, dass der Magen dann irgendwann beim 5. Aufguss Alarm schlägt und auch der Kehlbereich gereizt wird. Woher ich das so lebhaft weiß?! Es ist Freitag und ich wollte mir noch einen dunklen, eher beruhigend wirkenden Tee aufgießen. Aber die Dosis macht das Gift und vielleicht auch die Qualität. Ich frage mich nur wohin ich jetzt soll mit den restlichen ~200g :ph34r:

Wie es hier so oft heißt: Das Leben ist zu kurz für schlechten Tee...

Ansonsten darf der Gaiwan schon recht voll werden, 4,5g Oolong bei 120 ml reichen da aus, dass der Deckel gerade so darauf passt. Kurze Ziehzeiten und 5 Aufgüsse sind da mein Mittel dem vielen Tee Herr zu werden ;)

 

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Es gibt nicht viele Tees wo es sich für mich wirklich noch lohnt dick aufzutragen. Bei Gyokuro, wie ich bereits einmal erwähnt habe, ist mein Tee zu Wasser Verhältnis klar in Richtung Tee ausgeschlagen (auch da ist eine humanere Dosierung aber oft interessanter). Ab und an mach ich das noch bei Dan Cong oder Yancha, aber auch da profitieren mehr die besseren Tees vom hohen Verhältnis. 

An sich ist mir das heute aber recht egal geworden. Dieses ganze Gong Fu bis ins kleinste Detail ist nicht unbedingt alltagstauglich, die Betrachtung vom Tee wird aber auch sehr einseitig. Ich erkenne zwar einzelne Nuancen besser, jedoch lasse ich das Gesamtgefüge Tee komplett außer acht. Selten präsentiert sich ein Tee dann in seiner besten Form. Ich kann zwar bestimmte Teile betonen, dafür verliere ich aber andere. Kann man machen, muss man aber nicht. 

Von Zeit zu Zeit ist es etwas übertrieben was man so veranstaltet. In ein 100ml Kännchen 15g Tee pressen nur um auf 20+Aufgüsse zu kommen, das bekomme ich aus den 15g Tee auch bei leichter Dosierung. Es mag zwar nicht so intensiv sein, dafür aber ausgewogen, der Geschmack verwoben im Gesamtsystem und nebenbei auch noch entspannter. 

Wir vergessen mehr das man Tee in einer ansprechenden Runde konsumieren sollte. Es macht einfach mehr Spaß. Alleine saufen ist auch erbärmlich, Tee alleine trinken zwar nicht, sollte aber doch ein zentraler Punkt in einer geselligen Runde sein und nicht ein Zwiegespräch mit überdosiertem Tee und sich selbst....

Bearbeitet von Cel
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