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Welchen Tee trinkt ihr heute?


Empfohlene Beiträge

vor 1 Stunde schrieb doumer:

Das letzte Jahr durfte der Tee völlig ungestört in dem kleinen Ton-Gefäß von Jaroslav Marek verbringen - und das scheint ihm wirklich gut getan zu haben: im Vergleich zum letzten mal ist der Tee nun aufgewacht!

Ich muss schon sagen: ein so deutliches Beispiel, dass ein Tee erstmal etwas Zeit zum "ankommen" braucht, hatte ich bislang noch nie - vom Mauerblümchen zum Yibang unter den Yiwus (wenn auch vielleicht nicht ganz so vielfarbig sondern mit einem gewissen Gelbstich im Charakter) ist schon eine beeindruckende Entwicklung.

MEn mit früheren Produktionen von diesem Dorf könnte sich dieses Aufwachen noch über Jahre hinweg weiter potentieren!

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Alte Bekannte, alte Bekannte und nochmals alte Bekannte! So jedenfalls die Situation am Teetisch in letzten Wochen und es war kein Stück langweilig. 

Zwei bemerkenswerte Sitzungen hatte ich jeweils mit EOT's Gedeng Guoyoulin 2018 und dem NaKa Spring 2019 von pu-erh.sk. 
Der Gedeng ist seit dem Mal noch etwas milder, aber nicht aufgeschlossener geworden. Er entzieht sich weiterhin einer klaren Beschreibung. Leider hat sich die Fruchtnote zurückgebildet. Jede der Sitzungen hat einfach Spass gemacht. Das angenehme Trinkgefühl und die fehlenden Ecken und Kanten sind einfach toll. 50 aufgebrochene Gramm sind noch übrig. Ab nächster Woche lagere ich sie offen in der Wohnung und werde den Tee nach und nach aufbrauchen.

Aus dem Naka ist auch ein Jahr später kein angenehmer Zeitgenosse geworden. Doch die Veränderungen lassen sich unmöglich leugnen. Das Zyklopenchi ist nicht länger ein pulsierendes Auge in der Stirnmitte, sondern viel mehr ein leicht erschöpftes blinzelndes Auge. Auge wohlgemerkt, nicht Äuglein. Der Stall lässt sich noch erahnen, dafür sind die Zitronennuancen nicht mehr ausschließlich im Hintergrund versteckt. Nach vier Aufgüssen ist der Kopf ruhig, aber der Körper will dringend etwas tun. Von den Heiß- Kaltwechseln ist nichts mehr zu spüren. Der Tee kommt zurück ins Regal. Mal sehen, ob er nächstes Jahr höflich guten Tag sagen kann.

So ganz ohne Neuzugang möchte ich nicht schließen.

Es ist ein kleines Wunder geschehen. Ein Shou gefiel mir beim ersten und den folgenden Male. Durch eine Verwechselung bei der Bestellung, kam ich an @teekontorkiel's 2014er und 2015er Ming Ding Shou Cha aus Thailand. Sie unterscheiden sich genau gar nicht voneinander. Der Geruch aus der Packung ließ die Hoffnung sinken. Die Überraschung war im Schälchen zu finden: Erdig-beerig ohne störende Nebenprodukte.

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Es kann ja nicht immer gut ausgehen.

Im zweiten Anlauf verbesserte sich mein Eindruck einiger Thailandtees aus @teekontorkiel's Sortiment.  Bei den beiden Wawees des heutigen Tages war das leider nicht so. Der Wawee 2021 Old Tree Mao Chao punktet noch mit seiner Frische und dem angenehmen Trinkgefühl. Geschmacklich ist eine Veränderung zwischen den Aufgüssen spürbar. Ich hatte den Tee jetzt zu verschieden Tageszeiten, Wochentagen und in verschiedenen Stimmungen. Leider hat es nie "klick" gemacht.

 Zum Wawee 2020 Bing Cha kann ich im Großen und Ganzen die Verkostungsnotizen von Anfang 2021 zitieren. Dieses Mal finde ich weniger "Plantagenyiwuvibes" und mehr Herbe. Die Kraft des Tees spricht für seine Jugend. Wohingegen die Nase und das Auge ein paar Jahre Alter erwarten. Am ehesten würde ich hier von Würze sprechen.  Nach Aufguss Nummer sechs gibt sich eine Fruchtnote zu erkenne. Vielleicht gewinnt der Tee mit noch ein paar Jahren auf Buckel. Zugegeben, der Tee gibt mir schon zu denken. Nur nicht genug, um sich auf das nächste Mal zu freuen. 

Immerhin, es liegt nicht am Herkunftsland Thailand. Andere Thailand Tees aus dem selben Sortiment haben ja überzeugen können.



Vor ein paar Monaten hatte ich noch pu-erh.sk's Baozhong 1980 verkostet. Vormals unter "better than s_X" bekannt. Der Bericht lag so lange auf der Festplatte.


Gleich vorweg: Ich habe keine Erfahrung mit gereiften und nur wenig mit frischen Baozhongs. TeaDB hatten den ein oder anderen gereiften positiv aufgenommen. Ich war also neugierig.

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Nach etwas rumprobieren hat sich das Kännchen auf dem Foto als gute Wahl herauskristallisiert. In aller Regel kommt es sonst bei Wuyi Oolongs zum Einsatz.  

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Die ersten Aufgüsse lassen einen gut und sauber gelagerten Shou vermuten. Erst ab den Aufgüssen vier und fünf verwandelt sich der Tee in etwas eigenes. Weder Geruch noch Geschmack lassen bei mir bekannte Noten oder Assoziationen aufkommen. Es sind keine Gemeinsamkeiten zu mir bekannten Baozhongs auszumachen. Das Mundgefühlt ist sehr klar und bietet ein leichtes Prickeln. So einen Tee hatte ich definitiv noch nie in der Tasse. Er ist recht ausdauernd und ich habe ihn gerne bis zum Ende getrunken. Die Offenbarung lässt hingegen weiter auf sich warten. Andererseits ist eine Offenbarung gar nicht notwendig. Der Tee hat ein gewisses Etwas. Klar, mir fehlt leider der Vergleichshorizont, dass tut der schön langen Sitzung keinen Abbruch.

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Wirkung? Der Verkostungstag war weder besonders ruhig, noch besonders stressig. Die Wirkung blieb aus. Aktuell frage ich mich, ob das Alter des Teetrinkers dabei nicht eine Rolle spielt. Unser Stoffwechsel verändert sich. Wir empfinden unsere Fitness anders. Möglicherweise "wirken" Tees anders oder wir empfinden es anders. Jedenfalls bleibt mir schleierhaft, was an dem Tee nun besser Sex sein soll. 

Eine Sache muss noch raus: Die Namensänderung des Tees, wird auf der Homepage derart begründet, dass sich Kunden beschwert hätten, Peter habe mit dem Namen eine Aussage über das Sexleben seiner Kundschaft gemacht. Das ist bestürzend.  Also, dass Menschen sich so wichtig nehmen und glauben, ein Teehändler hätte nichts besseres zu tun, als über ihr Sexleben zu urteilen. Man muss schon einiges als bösem Willen aufbringen, um diese Lesart des Produktnamens zu vertreten.

 

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Am 29.10.2022 um 14:29 schrieb Getsome:

Aus dem Naka ist auch ein Jahr später kein angenehmer Zeitgenosse geworden.

🤣 ... erfreulich, zumindest darüber zu lesen. 😁👍

vor 9 Stunden schrieb Getsome:

Eine Sache muss noch raus: Die Namensänderung des Tees, wird auf der Homepage derart begründet, dass sich Kunden beschwert hätten, Peter habe mit dem Namen eine Aussage über das Sexleben seiner Kundschaft gemacht. Das ist bestürzend.  Also, dass Menschen sich so wichtig nehmen und glauben, ein Teehändler hätte nichts besseres zu tun, als über ihr Sexleben zu urteilen. Man muss schon einiges als bösem Willen aufbringen, um diese Lesart des Produktnamens zu vertreten.

So viele Menschen beziehen halt viele Aussagen automatisch auf sich selbst, und das selbstverständlich nur auf die negativ denkbarste Weise.
Die Ursache dafür ist, dass man egoistischen, herzlosen Menschen gutgläubig vertraut hat, denen man nicht hätte vertrauen sollen, und aus solchen Enttäuschungen heraus ist man dann halt auf der "sicheren" Seite, wenn man schon selbst alles so negativ wie möglich deutet, dann kann man nicht durch etwas noch negativeres überrascht werden.

Dabei ist der Witz an der Sache ja, dass dies doch nur die Aussage von Peter ist, was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als dass er selbst diesen Tee besser findet als sein eigenes Sexleben ... wobei dies aber auch tatsächlich für viele zutreffen könnte, denn bereits Paulus warnte die Korinther vor einem austauschbaren und herzlosen Tinder-Sexleben (damals war das in Griechenland vergleichbar): "we must not pursue the kind of sex that avoids commitment and intimacy, leaving us more lonely than ever—the kind of sex that can never “become one.”" (aus der brillanten Übersetzung The Message)

@topic: 20er Xin Ban Zhang / Zhang Jia San Dui Bulang Blend Shou von HTH ... ich hab Respekt vor dem Produzenten, er macht vieles richtig.

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vor 9 Stunden schrieb Getsome:

Eine Sache muss noch raus: Die Namensänderung des Tees, wird auf der Homepage derart begründet, dass sich Kunden beschwert hätten, Peter habe mit dem Namen eine Aussage über das Sexleben seiner Kundschaft gemacht. Das ist bestürzend.  Also, dass Menschen sich so wichtig nehmen und glauben, ein Teehändler hätte nichts besseres zu tun, als über ihr Sexleben zu urteilen. Man muss schon einiges als bösem Willen aufbringen, um diese Lesart des Produktnamens zu vertreten.

🤣 oh man, das hab ich ja noch gar nicht mitbekommen - auch wenn ich mit dem Namen nix anfangen konnte (ein Tee braucht keinen gekünstelten Namen wie es von gewissen Amerikanern eingeführt wurde - die Benennung muss aussagen, um was für einen Tee es sich handelt, alles andere ist im besten Fall überflüssig) ist das schon ein Armutszeugnis. Aber hier hätte ich mir an Peters Stelle schon als Antwort einen kleinen Schwerz erlaubt und den Tee in "better than nothing" umbenannt...


@topic: 2022 Mansong von Tea Encounter

Nachdem wir bei einem Teetreffen im kleinen Kreis gestern unter anderem zwei aktuelle Yibang-Sheng von Yu probiert haben (wenn auch aus anderen Dörfern - dazu bei Gelegenheit mehr) bietet es sich an, den freien Brückentag heute zu nutzen, um den aktuellen Mansong von TE zu versuchen. Mit Mansong (曼松) hat sich Tiago einen weiteren großen Namen rausgesucht, der üblicherweise den Geldbeutel weinen lässt - nicht umsonst war das früher eine der Regionen für Gong Cha (贡茶), also Tribut-Tee für den Kaiser. Das Alter der Teepflanzen wird sehr vage mit "not very young but not gushu yet" angegeben, sprich es ist alles zwischen 10 und 100 Jahren möglich wobei der Preis von 0,57€/g für Mansong sehr stark Xiaoshu suggeriert.

Das Aroma des trockenen Blatts jedenfalls macht direkt deutlich, dass es sich um ein Yibang handelt: intensiv, fruchtig und facettenreich - interessanterweise wirkt das Aroma des nassen Blatts ganz anders, eher etwas gemüsig, kernig und gedämpft. Geschmacklich startet der Tee mit einer interessanten Parallele zu den beiden anderen Yibangs von gestern: primär bitter. Böse Zungen mögen nun behaupten, dass das Problem hinter dem Kännchen sitzt und nicht in ihm, da ich gerne kräftig dosiere, aber bei 3 von 3 Yibangs das selbe Phänomen ist schon etwas verdächtig. Wie gestern geht die Bitterkeit aber schnell zurück und macht Raum für weitere Geschmacksnoten - hier vor allem Adstringenz und eine gewisse Fruchtigkeit, weshalb ich die in der Beschreibung erwähnte Ananas absolut nachvollziehen kann. Da die Bitterkeit aber bis zu deutlich späteren Aufgüssen immer klar vorhanden bleibt sorgt das zusammen mit dieser Adstringenz für einen gewissen aggressiven Charakter, was die Xiaoshu-Vermutung untermauert. Im Kontrast dazu bietet der Tee aber durchaus etwas Qi - nicht all zu intensiv aber angenehm, man merkt dass man ein Pu'erh trinkt - dafür gibt es Pluspunkte. Allerdings hat der Tee zwei eindeutige Schwächen: die Textur ist für meinen Geschmack zu dünn und er beitet kaum Tiefe - beides ebenfalls Punkte, die für ein junges Ausgangsmaterial sprechen - das wird vor allem im Vergleich zu den beiden Mansong von prSK (der 2021er und vor allem der sehr schöne 2020er) deutlich aber man muss fairerweise sagen, dass diese auch das dreifache kosten und wie die Tees gestern gezeigt haben auch das fünffache für einen guten Yibang bei weitem noch nicht die Obergrenze ist. Wenn man einen Tee rein für die Geschmacksebene für etwas Yibang-Feeling sucht ist der Tee natürlich vollkommen OK, aber ansonsten ist Yibang und insbesondere Mansong nichts für den preisbewussten Teetrinker - da bietet der Walong zum selben Preis DEUTLICH mehr und der Manzhuan sogar für weniger mehr ... aber ich bin auch nicht unbedingt ein Yibang-Fanboy 😉

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'99 "8582-Style" Sheng tt.pl

Ein Sheng, welcher für mich geschmacklich auf der Schwelle von semi-aged zu aged steht. In jedem Fall ein äußerst passabler Tee, mit kaum erwähnenswerter Säure. Dafür poliertes altes Holz und Herbstlaub.

Erwähnenswert ist hierbei, dass der aktuell gelistete Tee feuchter gelagert wurde als der, den ich gerade in der Kanne habe. Leider kann ich keinen Vergleich anstellen.

 

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2004 Dingji Yesheng von YQH

Durch einen glücklichen Zufall ergab sich letztens die Gelegenheit, den Dingji Yesheng von YQH innerhalb der EU zu kaufen, wo ich natürlich nicht lang gezögert habe - schließlich hab ich mit den Produktionen von YQH bislang gute Erfahrungen gemacht, selbst mit den Regionsübergreifenden Blends. Beim Dingji Yesheng handelt es sich aber wie bei dem 2004er Tejipin (zu dem ich dringend mal eine aktuelle Notiz schreiben muss) um einen reinen Yiwu Sheng - bei dem handelt es sich schon um einen wirklich außergewöhnlichen Tee, daher war ich auf den Dingji Yesheng äußerst gespannt, da es sich hier um die absolute Top-Produktion der frühen Jahrgänge von YQH handelt. Das unterstreicht auch der Name: 頂極野生. 頂 (ding) bedeutet top/ am besten, 極 (ji) Apex / extrem - zusammen wohl so viel wie "Höhepunkt" - und 野生 (Yesheng) "wilder Baum" wobei hier Yesheng nicht im Sinne der Varietät gemeint ist (wie ich das Wort in meinem Blog verwende) sondern im wörtlichen Sinne, dass es sich um die wild wachsenden Gushu-Bäume tief im Wald handelt. Das genaue Yiwu-Dorf wird zwar nicht angegeben, aber laut James von TeaDB handelt es sich wohl um Chawangshu in Guafengzhai. Und auch wenn der Tee ein großes Preisschild hat, muss man dabei beachten, dass es sich auch sprichwörtlich um einen großen Tee handelt - der Bing hat satte 500g - wodurch sich der Grammpreis auf nur 1,10€/g relativiert, was z.B. deutlich unter aktuellen Mittelklasse-Yu-Produktionen liegt. Und es ist einfach gleich etwas ganz anderes, ob der Bing neben einem Kännchen so aussieht:
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 Oder so:
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Aber nun zum Tee: bereits beim trockenen Blatt fällt mir auf, dass die typische Yang-Storage-Note hier bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei den etwas jüngeren YQH Shengs - dafür gibt es eine schön deftige Räucherspeck-Note. Das Blatt ist wie bei den übrigen (hochwertigen) Produktionen wunderschön groß und kräftig, die Knospen haben inzwischen eine schöne goldene Färbung angenommen - würde jetzt noch anstatt einem bärtigem Tee-Einsiedler eine hübsche junge Dame den Tee brühen, hätte man wirklich was fürs Auge! Und auch wenn ich die Yang-Storage-Note prinzipiell ganz gerne mag, bin ich doch froh, dass sie hier nicht so ausgeprägt ist - denn der Tee ist geschmacklich eher dezent, dafür mit einem sehr eigenen Charakter: ich hatte noch nie ein Tee, der so nach Butter schmeckt! In den ersten Aufgüssen Butter und Speck auf leicht kernigem Hintergrund (der die GFZ These stützt) - letzterer macht dann einer geschmeidigen Mischung aus Holz und Leder mit Butter-Popcorn Platz und geht dann ab dem ~14. Aufguss in eine sehr angenehme warme Süße von zerlassener Butter über. Dass die Textur auch ölig schwer (aber nicht so voll wie z.B. ein samtiger LME) und absolut weich ist, verstärkt den Eindruck noch zusätzlich und untermauet den entspannten und gesetzten Charakter des Tees: Blümchen und bunte Farben sucht man hier vergebens - ebenfalls eine Parallele zu dem besten älteren GFZ den ich kenne. Textur, Charakter, Tiefe und Wandlungsfähigkeit - das alleine würde schon zu einer Top-Bewertung ausreichen aber der Tee hat dazu auch noch ein Sehr schönes, intensives Qi zu bieten: es geht zwar eher sanft zu Werke, ist dann aber sehr ausfüllend und intensiv entspannend - aber von hellerer/leichterer Qualität als das Qi des Tejipin, was für mich der Inbegriff des Stoner-Qis ist (auch wenn ich prinzipiell wenig von solchen Schubladen-Benennungen halte, da trifft es sicher zu). Interessant ist die Parallele in der Wirkung des Qis nach ein paar Runden zu dem Qi des 2021er Chawangshi Gushus von TE: auch wenn es nicht so unvermittelt und ungestüm ist, so wirkt es doch in exakt den selben Regionen von Gesicht und Nase, was für mich ebenfalls die Chawangshu-These untermauert. Aber letztlich: ob nun Chawangshu oder nicht ist eigentlich vollkommen egal - es ist ein hervorragender gereifter Sheng, der mir Freude bereitet ohne dass mir der Preis Tränen in die Augen treibt, da ist es völlig egal was auf den Labels steht.

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vor 24 Minuten schrieb doumer:

und 野生 (Yesheng) "wilder Baum" wobei hier Yesheng nicht im Sinne der Varietät gemeint ist (wie ich das Wort in meinem Blog verwende) sondern im wörtlichen Sinne, dass es sich um die wild wachsenden Gushu-Bäume tief im Wald handelt.

Das ist ein gutes Beispiel, dass nicht wir Teetrinker Schuld an dem fast unentwirrbaren Begriffsdurcheinander sind, sondern dies bereits traditionell von den Chinesen her vorgegeben ist.

vor 26 Minuten schrieb doumer:

Aber letztlich: ob nun Chawangshu oder nicht ist eigentlich vollkommen egal - es ist ein hervorragender gereifter Sheng, der mir Freude bereitet ohne dass mir der Preis Tränen in die Augen treibt, da ist es völlig egal was auf den Labels steht.

Hach, über dieser Aussage würde sich Paul von W2T bestimmt zur Freude ein Kerzlein anzünden. 😋

PS: Guter Spass der Grössenvergleich 👍
PPS: Willst du damit insgeheim andeuten (oder vielleicht will es uns ja dein Unterbewusstsein mitteilen), dass man bei William eigentlich recht wenig fürs Geld kriege?

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Am 11.10.2022 um 10:38 schrieb GoldenTurtle:

Kleine Musterbox angekommen von CSH.

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... ich wollte mich gleich über den Fengqing gs Hongcha hermachen, weil Hongcha für mich meist am banalsten / eindimensionalsten ist ... aber als ich die rote Sampletüte öffnete und daraus ein Teebeutel hervorkam, dachte ich mich knutscht ein Pferd!

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Das geht ja so nicht ... Freiheit!

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Das in einem Teebeutel zu verstecken ist eine Schande - oder aus anderer Perspektive gesehen: neben dem Hochland Wulong Teebeutel von Atong wohl der hochwertigste Teebeutel, der mir bislang untergekommen ist.

Duft trocken: gut
Duft leicht angefeuchtet: bemerkenswert (mir entwischte gar ein kleines "Respekt!")

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Der Hongcha ist besser als erwartet. Sehr gekonnt produziert. Sehr getroffene Balance zwischen dezenter Malzigkeit, etwas süsser aber nicht zu süsser Frucht und dezenter mineralischer Würze. Muss sagen, da versteht jemand sein Handwerk. Relativ langer Nachhall, aber nicht Yesheng-lang. Zuerst nahm ich, bei Fengqing gs ist es bestimmt Yesheng Pflückgut, aber der Geschmack deutet viel mehr auf Pflückgut von kultivierten Teebäumen hin, da doch auch Blättchen in der Pflückung enthalten sind, würde ich den Yesheng Hintergrund bestimmt bemerken. Es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Pflückung, nicht rein Gongting, aber fast mehrheitlich Gongting - man könnte fast sagen: one Bud and one Leaf, was doch eher ungewöhnlich ist - evtl. seine eigene Präferenz.

Ich meinte CWYN oder so hat mal irgendwann ein Sample von CSH ziemlich verrissen (wahrsch. war es ein LBZ Sample, CSH ist ja der Bursche, der schon vor etlichen Jahren einen Exklusiv-Vertrag mit vielen Teebauern in LBZ abgeschlossen hat), und dann schrieb sie so im Stil "fake, no Gushu, contains young plant material" oder so ... zu den LBZ Produktionen ist eben anzumerken, was CWYN möglicherweise nicht weiss, dass es den Teebauern in LBZ seit etwa 2018 staatlich vorgeschrieben ist, dass sie ihr gs Pflückgut mit jüngerem Plantagenpflückgut blenden müssen (dies als Regulierungsmassnahme wegen der immensen inländischen Nachfrage).

So, nun da dies auch wieder einmal gesagt ist, in der Box hab ich noch Muster von einem Shou und von zwei verschiedenen Sheng. Mal schauen, ob der olle CSH mich auch weiterhin positiv überraschen kann.
Wer interessiert daran ist: hier könnt ihr die kleine Sample-Box momentan noch für $5 kriegen und zwar inkl. Shippingkosten (!!) - eine Top-Möglichkeit, sehr preisgünstig mal in ein paar CSH Produktionen reinzuschnuppern.

Mein Chinesisch ist etwas eingerostet *hüstel* in welchem Tütchen war noch gleich was? :whistling:

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aber @GoldenTurtle sind 2g nicht arg wenig? oder kann man die so niedrig dosieren? Meine Standartwerte sind immer so 4g-5g pro 100ml? Aber zugegebenermaßen ist Pu erh ja auch nicht mein haupt (eher im gegenteil😅) Tee.

(Gleich mal ganze Familie losschicken: Man muss die Banausen ja mal von den Beuteln wegkriegen!!!)

Wo wir grade bei Sales und Schnäppchen sind:

Gibt´s iwo grade einen Sale für Longjing der sich lohnen würde? -> Grade eine Thematisch sehr passende Kanne geschossen😍

Bearbeitet von FireStream
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vor 19 Stunden schrieb FireStream:

sind 2g nicht arg wenig? oder kann man die so niedrig dosieren?

Stimmt schon, aber sagen wir man hat einen 1dl Gaiwan, damit kann man 2g schon auch aufgiessen, halt eher Western Style, aber damit kriegt man dennoch einen Einblick in den Tee, d.h. z.B. erster Aufguss zwischen 1-2 Minuten, danach zweiter Aufguss 2-3 Minuten, und je nach Tee gibts noch einen dritten Aufguss, aber dann ist langsam Feierabend.

vor 19 Stunden schrieb FireStream:

Gibt´s iwo grade einen Sale für Longjing der sich lohnen würde?

Ist noch etwas früh, der Grüntee-Ausverkauf startet doch traditionell erst irgendwann im Winter, bevor im Frühling dann der neue Jahrgang kommt.

Bearbeitet von GoldenTurtle
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Am 3.11.2022 um 17:42 schrieb FireStream:

aber @GoldenTurtle sind 2g nicht arg wenig? oder kann man die so niedrig dosieren?

Für ein 30ml Kännchen reicht es gerade so ;) 


@topic: 2022 Daheishan Xiaoshu von Tea Encounter

Nach dem Mansong letzte Woche heute nochmals ein Yibang von Tiago, dieses mal auch offen als Xiaoshu deklariert. Dieses mal stammt der Tee vom Daheishan (hier ein Blogpsot von Meng-Lin dazu) - in der Tat ein eher selten anzutrefender Tee, von dort hatte ich bislang nur den 2021er Dahei Senlin von Yu. Dieser war zwar echt gut aber auch echt teuer - Tiago schreibt, dass Gushu locker das 8-10-fache des Xiashu-Preises kostet und das ist keine Übertreibung: beim 2022er Dahei Senlin von Yu würde der Preis bei 3,75€/g liegen - da ist Tiagos Xiaoshu mit 0,23€/g Lichtjahre von entfernt.

Wie schon beim Mansong macht bereits das Aroma des trockenen Blatts deutlich, dass es sich um Yibang handeln muss - dieses mal behält allerdings auch das nasse Blatt mehr Yibang-mäßiges bei. Wie schon zu erwarten war hat auch der Daheishan zu Beginn eine gewisse Bitterkeit, allerdings überwiegt deutlich die Adstringenz - das wirkt im ersten Moment ziemlich aggresiv, ich bin was Adstringenz betrifft ja ohnehin ein Softy, aber geht dann direkt in eine sehr ausgrprägte Fruchtigkeit über. Für mich eindeutig Maracuja - dadurch ergeben sich gewisse Parallelen zum 2021er Bai Cha Yuan und 2021er Yibang Guoyoulin von Yu, auch wenn die Maracuja dort viel dezenter, dafür aber auch weicher und harmonischer ist. Durch das hohe Maß an Adstringenz wirkt sie hier noch nicht ganz reif, hat aber trotzdem schon genügend Süße zum gefallen - und die Intensität ist wirklich beachtlich - er ist insgesammt vielleicht nicht ganz so knallig wie manch anderer Yibang aber eine Fruchtigkeit in dem Ausmaß hatte ich davor nur selten, am ehesten beim 2018er Fenghuang von HQF.

Der Tee macht meiner Meinung nach alles richtig: da ein Xiaoshu in der Regel in Punkto Qi, Tiefe und Komplexität (meist leider auch Textur) keine Chance hat, konzentriert sich der Tee voll auf Geschmack und Aroma - und da ist Yibang natürlich das optimale Ausgangsmaterial für. Die Vorzüge werden klar und offen präsentiert, leicht zugänglich was den Tee zu einem interessanten, verlässlichen Daily Drinker macht, was mit dem Preis in Einklang steht - wer etwas herbe Adstringenz nicht scheut kommt hier voll auf seine Kosten! Die Produktion ist gefühlt eher auf der etwas grünen Seite (der Aufguss hat aber eine schön gold-gelbe Farbe), was aber vollkommen in Ordnung ist - solch ein Tee ist eindeutig zum gleich genießen gedacht, den muss man nicht erst 20 Jahre im Schrank verstecken. Mir gefällt er echt gut, ein Musterbeispiel für einen Xiaoshu und sicher der Preis-Leistungs-Tipp der 2022er Sheng generell (zumindest von denen, die ich bislang hatte).

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Da die Nestle Special T Maschine im Büro meiner Frau defekt wurde, habe ich sie gebeten mir ein paar Kapsel mitzubringen. Die Kapsel eines Japanese Sencha Organic Green mit Ablaufdatum 2017 habe ich dann geöffnet und wegen der Kleinteiligkeit in einer Kyusus mit Tüllensieb zubereitet.

Ich hätte den Tee so gerne gehasst, aber tatsächlich war er durchaus in Ordnung. Sehr heftiges hi-ka, was mir generell gefällt, kein Umami und eine sehr dezente Bitterkeit mit meinen Standardbrühparametern. Das Alter merke ich dem Tee nicht an, ich könnte mir eine sauerstofffreie Atmosphäre in der Kapsel vorstellen.
Selbstverständlich hatte ich schon deutlich bessere Senchas in der Tasse, aber eben auch schon viel schlechtere.
Wenn man sich den Kapselmüll schön reden kann, bestimmt eine gute Alternative um tatsächlich Sencha in die Tasse zu bekommen. Div. Senchas aus Drogerie- bzw. Biomärkten kommen da nicht ran.

Wie der Sencha aus der Meschine geschmeckt hätte, kann ich nicht sagen.

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vor 13 Stunden schrieb doumer:

Für ein 30ml Kännchen reicht es gerade so ;) 

Haha, ja genau an diese Kanne von dir dachte ich dabei auch! 😅

vor einer Stunde schrieb Lateralus:

Ablaufdatum 2017

Das Alter merke ich dem Tee nicht an, ich könnte mir eine sauerstofffreie Atmosphäre in der Kapsel vorstellen.

Das steht sogar auf deiner Packung:

Zitat

"Packed under protective atmosphere"

Wahrscheinlich ein Edelgas - aber man muss da Nestle doch auch mal zugutehalten - das ist das kleverste Detail, das ich jemals betreffend einer Teemaschine gehört habe (wobei man das bei den originalen Senchapackungen aus Japan ja auch hat).

vor einer Stunde schrieb Lateralus:

Ich hätte den Tee so gerne gehasst, aber tatsächlich war er durchaus in Ordnung.

TTN-Vermerk (nachdem die Teemaschinen in der vorgestrigen Teetalk News kürzlich doch recht in Kritik gestanden sind)

 

Bearbeitet von GoldenTurtle
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2010 Bingdao von Yu

Bevor wir zum Tee kommen: Bingdao (冰岛) hat sicher jeder schon mal gehört, der sich etwas mit Pu'erh befasst. Dabei handelt es sich um das wohl bekannteste Dai-Dorf in Mengku, das in Shuangjiang in der Nähe des Bangma-Daxueshan liegt Bis 1904 wurde es ausschließlich von Dai bewohnt und der Tee von dort wurde als Tribut-Tee für den Dai-Fürsten genutzt - frühe schriftliche Dokumente belegen, dass bereits 1485 dort Tee angebaut wurde, nach münglichen Überlieferungen bereits früher als die Ming-Dynastie. Die Krux bei der Geschichte ist nun, dass es sich bei Bingdao eigentlich um eine Dorfgemeinschaft (ähnlich wie z.B. GFZ) von fünf Dörfer (Bingdao, Nanpo, Dijie, Bawai und Nuowu) östlich und westlich des Bangma-Daxueshan handelt - aber lediglich bei Tee aus dem "originalen" Dorf handelt es sich um eben diesen berühmten Tee. Zur Unterscheidung nennt man das Haupt-Dorf daher manchmal auch Bing Dao Old Village (冰岛老寨), meist ist das aber leider nicht der Fall - und nur selten sind die Produzenten so fair anzugeben, wenn um welches Dorf es sich handelt. Daher gilt es hier wie so oft als Teetrinker vorsichtig zu sein, denn auf Grund der geringen Menge an verfügbarem Rohmaterial (das Hauptdorf hat 52 Familien und ca. 2000 Gushu Bäume auf seinem Gebiet) liegen die Preise mittlerweile fast auf dem Niveau eines LBZ und genau wie dort wir auch hier gerne geschummelt. Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben: Meng-Lin erzählt in ihrem Buch "Der Tee aus den Wäldern" (was übrigens sehr zu empfehlen ist, denn es wird nicht wie bei zu vielen Tee-Büchern zum hundersten mal die selben, oberflächlichen Infos zu Produktionsmethode unterschiedlicher Teesorten etc. wiedergegeben, sondern es werden die Teeberge, die Menschen die dort leben und die Geschichten dahinter erzählt) eine nette Geschichte wie Yu 2006 einen Bingdao für einen Auftraggeber produziertet hat und als dieser dann (als der Tee fertig war) trotzdem noch nachgefragt hat, ob es sich auch wirklich um echten Gushu Bingdao handelt, wurde Yu wütend und hat ihm den Tee nicht verkauft.

Und noch ein Satz zum Wrapper: wie man sieht ist der Tee nicht wie aktuelle Yu-Tees gebrandet sondern wurde unter dem Label "All for Tea" produziert. 2012 trennte sich Yu von seiner Partnerin, die dann das Label mitnahm (das es übrigens immer noch gibt) - seither produziert er unter seinem eigenen Namen. Sehr nett finde ich übrigens das "±5g" auf dem Wrapper 😉

Aber nun zum Tee: auf Grund der beschriebenen Problematik hatte ich bislang noch nicht das Vergnügen, sonderlich viele echte Bingdao zu trinken - lediglich eine ältere Notiz habe ich dazu zu einem Bingdao von HQF, der "damals" schon sündhaft teuer war, da es sich sogar um Mushu Cha handelt, also Tee von den besonders alten Mutter-Bäumen (auch hier ist es nicht wirklich trennscharf: was ist Mushu, was ist Chawangshu, ab wann wird aus Gushu ein Mushu). Aber auch wenn das schon fünf Jahre zurückliegt, erinnere ich mich noch genau an das Tee-Treffen mit 3 Tee-Freunden, an dem wir den Tee probiert haben: er hatte eine ausgeprägte minzige/mentholige Note. Und genau diese Note findet sich auch bei dem Bingdao von Yu bereits im Aroma des trockenen Blatts wieder, verstärkt sich beim nassen Blatt und bestimmt auch die Geschmacksebene - quasi die Essenz des Tees ist diese minzig-mentholige Note, denn dadurch hat der Tee trotz seines Alters von 12 Jahren einen kühlenden, erfrischenden Charakter (was übrigens wunderbar mit der eindeutigen Taiwan-Lagerung harmonisiert). Nicht umsonst bedeutet Bingdao übersetzt "Iceland" und hat der Erzählung nach seine "Wiederentdeckung" in der Moderne koreanischen Tee-Liebhabern zu verdanken (da in Korea vor allem frische Grüntees geschätzt werden). Die restlichen Facetten sind da eher nebensächlich: zu Beginn eine kühle Holzigkeit, die im Laufe der Aufgüsse in eine etwas wärmere Süße übergeht, ein Hauch Nussigkeit (auch wenn ich keine Kastanien feststellen kann, aber ich hab auch noch nie einen Maroni Panettone probiert) - alles nett, keine Frage, aber die Frische verleiht dem Tee einen einzigartigen Charakter - und auch wenn es an Vergleichsmöglichkeiten mangelt: so stell ich mir einen Bingdao vor! Sehr schön ist auch das belebende, lokal im Kopf vorne und oben wirkende Qi - deutlich wahrzunehmen aber sanft in der Wirkung: auch wenn es nicht wie bei manchen Yiwus schwer in die Gliedmaßen abfließt wird es nie unangenehm sondern richtet einen auf und löst sich in Leichtigkeit auf. Und auch wenn man merkt, dass es sich um einen Lincang-Sheng handelt - diese haben einfach nicht die Tiefe und Schwere eines Yiwus - ist es ein wirklich toller Tee, der mit einem Preis von 1,33€/g im Vergleich zu heutigen Produktionen noch fair bepreist ist. Das eingangs erwähnte Dilemma ob nun Hauptdorf oder nicht muss letztlich jeder für sich beantworten aber ich sehe es so: von den im Westen zugänglichen Produzenten (die einen Bingdao produziert haben - Peter hatte z.B. noch nie einen im Angebot) hat Yu mit Abstand die größte Authentizität, weshalb ich hier guten Gewissens einen Bingdao Gushu kaufen kann - bei YS und Co würde ich das nicht tun.

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2013 Bingdao von der Shuangjiang Menkumengdai Tea Factory (via Nannuoshan)

Nach dem 2010er Bingdao von Yu heute morgen hab ich mir heute Nachmittag den 2013er Bingdao vorgenommen, den Gabriele im Angebot hat. Dieser stammt von der Shuangjiang Menkumengdai Tea Factory und hat genau das heute morgen angesprochene Problem, dass nicht klar ist, von welchem Bingdao-Dorf der Tee genau stammt - vom Hauptdorf kann es dem Preis von 0,54€/g nach defintiv nicht sein. Und im direkten Vergleich mit dem Bingdao von Yu wird auch klar, was mich bei den letzten Versuchen gestört hat (und weshalb das Sample schon seit über einem Jahr bei mir rumliegt): es ist kein Bingdao, wie ich ihn mir vorstelle. Den minzig-mentholigen Charakter der nach meinem Verständnis Bingdao ausmacht sucht man hier vergebens (und wird auch von Gabriele, der dem Tee ja sonst sehr blumig eine Vielzahl an Geschmacksfacetten bescheinigt, mit keinem Wort erwähnt) - etwas mentholiges Holz kann man erahnen wenn man weiß, wonach man suchen muss aber ansonsten könnte es genau so gut ein Tee aus einer anderen Region in Lincang/Mengku sein.

Das klingt jetzt erstmal sehr negativ, an sich ist es aber kein schlechter Tee: wie z.B. der 2013er Xi Banshan oder der 2012er Dong Banshan von Feng Ya Ming Yuan (die übrigens auch beide aus Shuangjiang stammen) weißt er sehr schöne, etwas wachsige (positiv!) Reifungsnoten auf - keine markante Taiwan-Lagerung wie bei dem Yu-Tee sondern (vermutlich) China was neutraler ist, aber dieser gewisse "trockene" Charakter (siehe Notiz zum Dong Banshan) gefällt mir sehr gut. Und auf genau diesem Level bewegt sich der Tee auch: ein ordentlicher Factory Sheng. Kein Nummern-Schund und auch kein High-End BJT Stoff sondern irgendwo dazwischen - hätte man ihn als Nanpo, Dijie, Bawai oder Nuowu verkauft wäre das vollkommen in Ordnung gewesen aber so stolpert der Tee sozusagen über die eigenen Füße. Klar, der Bingdao von Yu kostet das Doppelte aber dafür liegen auch Welten zwischen den beiden Tees - und bestärkt das Fazit aus dem letzten Satz bei der Notiz zum Bingdao von Yu.

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2020 Qi Lan

Ein Yancha aus unkonventioneller Quelle. Ich bin ohne große Erwartungen dran gegangen, was sich als gut erwiesen hat.

Ein Yancha, der vieles richtig macht. Das Röstlevel war sicherlich nicht allzu niedrig. Mit ein wenig Lagerung auf dem Buckel kann man dies nicht mehr so gut bestimmen, man muss sich an andere Parameter halten, welche eine Brücke in die Vergangenheit des Tees bauen können.

Endlich mal wieder Mineralität, wenn auch nicht überbordend. Nach den ganzen seichten Variationen aus Spanien, für mich ein Segen. Allerdings noch durchaus einsteigerfreundlich, was für mich ein wenig schade ist, aber, wie schon gesagt, ich will nicht meckern. Qi Lan ist ja generell ein eher zugängliches Kultivar, weswegen ich schon für diesen feinen Hauch Mineralität im Nachhall dankbar bin. Die für den Kultivar typische Frucht ist übrigens auch mit an Bord.

Ich weiß leider nicht zu welchen Beträgen dieser Tee gehandelt wird, da ich ein Muster aus dem Großhandel erhalten habe. Ich habe aber mal nachgefragt, evtl. kann ich bald mehr sagen. Mal sehen, ob sich mein Verdacht bestätigt und der Tee zusätzlich noch angenehm bepreist ist.

Ich bitte um Beachtung des feinen "Ölfilmes" auf dem Tee, s. letztes Foto. Das Vorhandensein von diesem lässt ebenso viele Rückschlüsse auf die Qualität des Tees zu, nicht nur bei Yancha. Entbehrt ein (früher) Yancha-Aufguss diesen "Film", hat er i.d.R. auch keinen Wert.

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vor 17 Minuten schrieb Anima_Templi:

Ich bitte um Beachtung des feinen "Ölfilmes" auf dem Tee, s. letztes Foto. Das Vorhandensein von diesem lässt ebenso viele Rückschlüsse auf die Qualität des Tees zu, nicht nur bei Yancha. Entbehrt ein (früher) Yancha-Aufguss diesen "Film", hat er i.d.R. auch keinen Wert.

Oh, diesen Film bekomme ich aber auf jedem Tee hin, wenn ich ordentlich kalkhaltiges Wasser verwende. So wirbt doch Brita für seine Filter, daß dieser Film dann nicht auftritt.

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